Warum ist das Battery Swapping bzw. Batteriewechseln in China so erfolgreich? Nun, vor allem wegen der starken Unterstützung durch die Regierung. Außerdem profitieren die Tauschstationen von den strengen, staatlich kontrollierten Batteriestandards.
Im Mai 2020 nahm China die Entwicklung von Batterietauschstationen in seine „neue Infrastruktur“-Kampagne auf, ein nationales Projekt zum Ausgleich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und zur Förderung eines nachhaltigen Wachstums. NIO zum Beispiel konnte sein Netz von Batterietauschstationen nicht so schnell wie geplant ausbauen, bis es im ersten Quartal 2020 eine Investition von 7 Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Dollar) von staatlichen Unternehmen in Hefei, einer Stadt in der ostchinesischen Provinz Anhui, erhielt.
Wie ist die Situation in den USA und Deutschland?
Tesla erkannte die großen Vorteile, die der Batterietauschmarkt in China mit sich bringt, und stellte 2013 sein Tauschprogramm vor. Die einzige Swap-Station wurde innerhalb von 12 Monaten kaum genutzt. Also konzentrierte sich Tesla stattdessen auf den Aufbau eines Supercharger-Netzwerks in den USA. Außerdem hat man herausgefunden, dass sich jeder, der sich einen neuen Tesla leisten kann, auch eine Garage zu Hause leisten kann, um sein Fahrzeug über Nacht aufzuladen – oder alternativ am Arbeitsplatz. Wenn man also nicht gerade auf einer langen Reise ist, war die Nachfrage nach öffentlichen Lade- oder Tauschstationen einfach nicht groß genug… Ein weiteres Hindernis ist das Fehlen einheitlicher Batteriestandards für die verschiedenen Autohersteller, denn für den Austausch müssen die Batteriepacks die gleiche Größe und Architektur haben.
In Deutschland gibt es viele Automobilhersteller und ebenfalls keinen Batteriestandard im Hinblick auf Größe, Gewicht und Anschluss. Die Entwicklung der Elektrofahrzeuge schreitet ohnehin sehr schnell, so dass ein einheitlicher Batteriestandard womöglich auch nicht mitkommt, was die Implementierung von Batterie-Swaps umso mehr erschwert.
Supercharger-Stationen wie bei Tesla sind jedoch sehr teuer und haben einige große Hindernisse in der Infrastruktur, die wir in einem unserer früheren Blog-Artikel besprochen haben. Im Vergleich dazu, wohnt der Großteil der Bevölkerung Chinas in Wohnungen, weshalb für diese das Aufladen zuhause etwas komplizierter ist.
Quelle: Tesla Supercharger (https://www.teslarati.com)
Eine Marktlücke in den USA wurde von dem Startup namens Ample mit Sitz in San Francisco entdeckt. Anders als in China konzentriert sich Ample nicht auf private Fahrzeuge, sondern auf den kommerziellen Sektor der Leichtlast-Elektrofahrzeuge – Flottentaxis. Die Ample-Station kann mit Hilfe von Computer Vision und sicherer drahtloser Kommunikation die genaue Position jedes zu tauschenden Batteriemoduls identifizieren. Sobald die entladenen Batteriemodule aus dem Fahrzeug entfernt sind, werden sie von Robotern in Regale gelegt, damit sie aufgeladen werden können und für das nächste Fahrzeug bereitstehen. Ample hat dafür eigene 2,5 kW/h-Batteriemodule entwickelt. Das Flottenfahrzeug als Taxi fährt jeden Tag die gleichen 8 (oder wie auch immer) Stunden. Flottenfahrzeuge, die den ganzen Tag unterwegs sind, haben möglicherweise nicht genug Reichweite, um den Tag zu überstehen, so dass sie entweder schnell aufgeladen werden müssen (was immer noch mindestens 30 Minuten dauert) oder superschnell aufgeladen werden müssen (was noch auf sich warten lässt) oder die Batterien ausgetauscht werden müssen.
Derzeit verfügt Ample über 5 Tauschstationen in der Umgebung von San Francisco und arbeitet mit 5 Autoherstellern zusammen, die 9 verschiedene EV-Modelle abdecken. Diese EV-Modelle verwenden entweder die Batteriepacks von Ample in ihrer Konstruktion oder Ample bietet Adapterplatten an, die mit der Architektur des EVs übereinstimmen, so dass ihre Batterien vollständig kompatibel sind. Ähnlich wie in China kann der Fahrer bei Bedarf die nächstgelegene Tauschstation ausfindig machen. Neben der laufenden Zusammenarbeit mit Uber hat Ample vor kurzem eine Kooperation mit dem Energieunternehmen ENEOS angekündigt, um die Technologie nach Japan zu bringen, sowie eine Partnerschaft mit dem in New York ansässigen Flottenanbieter Sally, um ein neuartiges Batterietauscherlebnis für E-Fahrer zu schaffen und mehr E-Taxi- und Ride-Sharing-Fahrer schneller auf die Straße zu bringen.
(Quelle: Electrek Swap-Station (www.electrek.co) )
Wie sieht die zukünftige Entwicklung aus?
Experten erwarten zukünftige neue Möglichkeiten auf dem Markt der EV–Battery Swaps. Staatliche Förderungen werden zusammen mit den Unternehmen die weltweite Entwicklung und Implementierung elektrischer Fahrzeuge weiter fördern. In England wird über eine Subvention der e-Bike Herstellung zusammen mit den jeweiligen Produzenten gesprochen. Irland plant einen Zuschuss von 2000€ für die Installation von Schnelladestationen, während der EV-Markt in Indien in alle Richtungen expandiert. In Indien gibt es bereits über 50 Startups, die aktiv im Bereich Battery Swap fungieren und von denen fast alle eine Partnerschaft mit anderen Unternehmen zur Kostensenkung führen. Ebenso sind fast alle im Bereich der Zweirad-Modelle wie e-Bikes und Scooter tätig. Einen großen Schub bekam dabei die Industrie als die Zusammenarbeit von dem weltweit größten Motorbike-Hersteller Hero MotoCorp. mit Gogoro (siehe Teil 1) für den Ausbau der Batterie-Swap verkündet wurde.
Authors:
Anna Kilischekow
Arne Siegner