Geschichte der Elektroautos
Elektrifizierung ist ein stetig steigender dynamischer Prozess und in den letzten 10 Jahren schien die Industrie der Elektrofahrzeuge (EV) zu explodieren. Unternehmen auf der ganzen Welt haben angefangen, Milliarden in Forschung und Entwicklung zu investieren, doch die ersten elektrisch angetriebenen Autos gab es nicht erst im 21. Jahrhundert. Klingt überraschend, denn es gibt sie sogar schon länger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Erst waren Elektrofahrzeuge recht beliebt, bis sie den Anschluss an Verbrennungsmotoren verloren haben. Ursächlich war dafür vor allem die geringe Reichweite. Doch seit den 90ern gewinnen Elektrofahrzeuge immer mehr Zuspruch, besonders durch die verbesserte „grüne“ Technologie, effiziente Ladeinfrastruktur, staatliche Subventionen und das steigende Umweltbewusstsein und den globalen Klimawandel. Der Fokus verschiebt sich – auch bedingt durch internationale Regelungen wie das „Pariser Klimaabkommen“ – von Motoren auf Batterien.
Das erste Elektroauto
Erste Fahrzeuge, die eher Kutschen glichen, kamen vor rund 120 Jahren auf die Straßen. Das beliebteste Transportmittel waren bis dahin Pferde. Ermöglicht wurde es durch die Entdeckung des Elektromagnetismus durch den britischen Forscher Michael Faraday in 1831. Mindestens genauso wichtig war die Erfindung des ersten elektrischen Gleichstrommotors vom Amerikaner Thomas Davenport in 1834. Diese zwei bahnbrechenden Erfindungen bildeten die Grundlage der ersten elektrisch angetriebenen und wesentlich schnelleren Kutschen.
Einer der frühesten Enthusiasten der Elektromobilität war der Franzose Gustave Trouvé, der 1881 in Paris das erste elektrisch angetriebene Dreirad präsentierte – das war der Vorreiter der ersten Elektroautos. Die Geschwindigkeit betrug 12 km/h und hatte eine Reichweite von 26 km. Im Vergleich dazu kann ein durchschnittliches Pferd eine Gallopgeschwidigkeit von ca. 48 km/h erreichen und über 45 km am Tag bewältigen, was seine Erfindung nicht gerade überragend erschienen lies. Dennoch hat es Möglichkeiten für andere Erfinder eröffnet seinen Dreirad zu verbessern. Ein wichtiger Meilenstein war die Entwicklung des ersten Wechselstrom-Induktionsmotors im Jahr 1887 durch Nikola Tesla, der ursprünglich im heutigen Kroatien geboren wurde, bevor er ein eingebürgerter US-Bürger wurde. Induktionsmotoren, eine der wichtigsten Erfindungen der modernen Geschichte, ermöglichen die Fernverteilung von Elektrizität. Sie versorgen alles mit Strom, von Lichtern in Haus- und Haushaltsgeräten bis zu hochmodernen Fahrzeugen, die uns dorthin bringen, wo wir hin müssen. Der deutsche Maschinenfabrikant Andreas Flocken entwickelte 1888 das erste Made-in-Germany Elektrofahrzeug und schrieb die Geschichte der Elektromobilität weiter. Sein Auto hatte vier Räder und ähnelte mehr den modernen Fahrzeugen. Flockens Elektrofahrzeug war ebenso mit 15 km/h schneller und besaß sogar relativ zu damals gesehen innovative Features, wie luftbereifte Räder und elektrische Scheinwerfer. Mit den damaligen Verbrennungsmotoren verglichen, waren E-Autos damals wesentlich komfortabler und bequemer. Doch das größte Highlight war der wesentlich schnellere Antrieb als das relativ mühsame Ankurbeln der Verbrennungsmotoren.
Das Deutsche Museum verwahrt in seinem Archiv diese Aufnahme von Andreas Flocken und seiner Frau im Flockenwagen von 1903. Das Modell ist viel ausgereifter als das erste, das 1888 entstand. Foto: Deutsches Museum
Kommerzielle Produktion der Elektrofahrzeuge begann ab 1897 in USA durch Firmen wie Electric Carriage & Wagon Company oder Electric Vehicle Company. 1900 erfassten Elektrofahrzeuge in USA einen Anteil von fast 40%, so dass jedes zweite Fahrzeug in New York damals ein Elektrofahrzeug war. Europa erkannte erst mit dem Rennfahrer Camille Jenatzy das Potenzial der Elektromotoren. Sein raketenartiger Elektromotor beschleunigte 1899 auf bis zu 105,88 km/h, und war damit das erste Auto was das 100-km/h-Limit übertraf. Im gleichen Jahr produzierte Ingenieur Ferdinand Porsche sein erstes Hybridfahrzeug. Der Hybrid der ersten Serie aus der Hofwagenfabrik Jacob Lohner & Co. enthielt zwei elektrische Beispiele der mit Batterien betriebenen Radnabenmotoren mit jeweils 2,5 PS und einen zusätzlichen Benzinmotorgenerator. Auch Ford präsentierte 1908 ein Elektrofahrzeug des berühmten Ford Models T auf dem Markt. Der Markt der E-Fahrzeuge expandierte.
Verbrennerfahrzeuge räumten den Markt
Das Problem der langsam aufzuladenden Batterien, vergleichsweise schwacher Leistung und der sehr teuren Autos bestand aber weiterhin. Ein Imagewechsel führte dazu, dass mittels geschickter Werbung und Marketing, Verbrennungsmotoren immer weniger mit Lärm und Schmutz in Verbindung gebracht wurden, und vielmehr positive Attribute wie Kraft, Leistung und Potential bekamen. Die Fließbandproduktion von Fahrzeugen 1913 u.a. bei Ford drängte Elektroautoproduktion in den 20ern fast komplett zum Erliegen. Nieschenmärkte boten weiterhin Angebot und Nachfrage für Elektroautos, wie beispielsweise Milchfahrzeuge in Großbritannien oder im Hafentransport von Fisch und Eis. Doch aufgrund der starken Marketingmethoden großer Automobilhersteller war es elektrischen Autos nach wie vor schwer, in dem Massenmarkt zu gelangen. Einige weitere Versuche in den 60ern und 70ern, z.B. ein Carsharing-System in Amsterdam mittels Elektroautos, übten ebenso wenig Einfluss auf die Industrie aus. In den 70ern konnte die Ölkrise, welche die Benzinkosten um ca. 300% anhob, das Nischendasein von Elektrofahrzeugen auch nicht ändern.
Elektrozeitalter-Aufschwung in den Neunzigern
Erst der Golfkrieg 1991, der das Bewusstsein der Erdöl-Abhängigkeit verdeutlichte und die neuen Umweltlauflagen in Kalifornien, haben erste Ansätze breiter Elektromobilität geschaffen. Der CityStromer von VW, eine Elektroversion des VW Golf, wurde an ausgesuchte Abnehmer gegeben. Auch die Batterietechnologien entwickelten sich weiter, als schwere alte Bleibatterien immer mehr durch leichte neue Lithium-Ion-Batterien ersetzt wurden. Toyota brachte 1997 mit dem Prius die erste Version des später sehr erfolgreichen Plug-in-Hybrids auf den Markt und konnte mit dem neu entfachten Umweltbewusstsein Kultstatus erlangen.
1997 Toyota Prius. Foto: Wikipedia
Neue Generation der Elektroautos
Seit 2005 entstand mit Tesla eine neue EV-Generation. Mit dem Tesla Roadster zeigte das Start-up, dass E-Autos nicht nur ökologisch sinnvoll sein können, sondern auch viel Spaß machen und hohe Leistung anbieten konnten. Das Modell glänzte mit exzellenten Fahrleistungen und setzte neue Maßstäbe in der Elektromobilität. 2010 folgte das Nissan Leaf und war viele Jahre das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Die 2012 vorgestellte Limousine Tesla Model S konnte die Erwartungen an die EV performance und die stärkere Prominenz unter den Kunden erhöhen. Mit dem riesigen Touchscreen, dem sportlichen Design und den herausragenden Fahrleistungen wurde das Model schnell zum Kultfahrzeug. Reichweiten von 300 bis 400 km präsentierten ebenso eine neue Messlatte der Elektromobilität. Aufgrund fehlender Ladestation blieb der Erfolg in Europa bis vor einigen Jahren erst aus.
Akzeptanz im Massenmarkt
2013 war für viele Automobilhersteller ein goldenes Jahr. Mit dem BMW i3, dem VW e-Up und dem VW e-Golf konnten Elektrofahrzeuge als wahres Kraftpaket auf dem globalen Mobilitätsmarkt etabliert werden. Die Reaktion auf den Diesel-Emissionsmanipulationsskandal von VW im Jahr 2015 bewies, dass das globale Umweltbewusstsein einen Wendepunkt erreicht hatte und branchenweit Welleneffekte verursachte. Der Skandal hat die Bedeutung hervorragender Emissionsprüfsysteme unterstrichen und massive Debatten über Luftverschmutzung, Verkehrspolitik und Dieselfahrverbote weiter beschleunigt. Es zwang auch viele Autohersteller, ihre Investitionen in die EV-Technologie zu intensivieren. Darüber hinaus hat die jüngste Präsentation des Tesla Model 3 im Jahr 2018 zu einer neuen Marktdynamik für Elektromobilität geführt, indem herausragende Leistung zu einem erschwinglichen Preis für den Massenmarkt geboten wurde. Insgesamt verdeutlichen die aktuellen globalen dynamischen Trends die wachsende Bedeutung umweltfreundlicher Technologien, wettbewerbsfähige Märkte für erschwingliche Fahrzeuge für alle Mobilitätsanwendungen und eine weltweit zunehmende Ladeinfrastruktur.
2018 Tesla Model 3. Foto: Tesla
Die Autoren:
Anna Kilischekow
Arne Siegner